28 Februar 2010

Soziale Kompetenzen eines online Tutors


Gruppenarbeit - Online........ein Erlebnisbericht

Es liegt wohl an den einzelnen Mitgliedern unserer fantastischen Gruppe, der allgemeinen überaus positiven Stimmung, der großen Flexibilität und der großen Bereitschaft miteinander zu arbeiten, dass  bisherige Gruppenarbeiten online so reibunglos und effizient verlaufen sind. Auch wenn man müde und abgespannt vom Tag ist, freut man sich auf die kurzen ( oder manchmal sehr langen) meetings im Connect - Raum oder seit kurzem auch in Second Life. Die Aufgaben zu verteilen war generell bisher unproblematisch, fast unspektakulär.......da fanden wir immer einen Modus. Was die Klarheit der Aufgabestellung(en) betraf, gab es doch immer wieder unterschiedliche Ansichten, was deren Auslegungsmöglichkeiten betraf. Die Klärung erfolgte dann nicht nur in der Großgruppe, sondern auch in vielen zusätzlichen text chats, kurzen Anrufen per skype oder sogar emails, um sich abzusichern oder Unklarheiten aus dem Weg zu räumen. Aber es hat eigentlich immer irgendwie funktioniert. Man wusste, dass man nicht allein war mit seinem "Schicksal". Hilfestellungen kamen immer! Ob mehr Struktur von außen notwendig gewesen wäre, bezweifle ich. Ich denke, dass wir dadurch als Gruppe an Eigenständigkeit und Eigendynamik eingebußt hätten, was uns ja im Grunde handlungstark und effizient macht.
Offensichtlich sind wir als Gruppe diszipliniert und engagiert genug, um die Rolle eines Moderators nicht unbedingt exklusiv und bindend an eine oder zwei Personen vergeben müssen, um die Aufgabenstellung(en) erfolgreich zu bewältigen. Ich bin jedoch dennoch davon überzeugt, dass eine äußerst klare Aufgabenstellung für "online tasks"unerläßlich ist, um sich nicht in unnötigen Details oder im Jungel des Angebots zu verlieren.
Es gab / gibt nur selten Momente, wo ich mir wünschte alle Gruppenmitglieder an einem Tisch sitzen zu haben, um den "reduced social cues" zu entkommen....eigentlich nur, wenn es darum geht, nach getaner Arbeit vielleicht ein Gläschen mit ihnen allen trinken zu gehen und noch mehr die Menschen hinter den Textzeilen oder den Stimmen "hautnah" zu erleben.




FACE 2 FACE vs ONLINE

1981 begann ich mein erstes Studium. Ich bewohnte damals ein kleines Zimmer im 6. Stock eines Studentenheims (ohne Lift!!!) im Zentrum mit herrlichem Blick über die Dächer der Stadt Salzburg. Die einzige  Möglichkeit mich dort telefonisch zu erreichen, gab es nur Mo bis Fr von 18:00 - 20:00, denn da war das einzige Telefon im Büro im Erdgeschoß abwechselnd von einem der Bewohner (45 um genau zu sein) besetzt, um Anrufe entgegen zu nehmen. Erhielt ich während dieser Zeit mehrere Anrufe und wurde hinuntergebeten, um diese entgegen zu nehmen, trug dies logischerweise beträchtlich zu meiner Fitness bei. Erschien mir der Anruf(er) wenig attraktiv, entschloss ich mich leicht, mich gegen das Stiegensteigen zu entscheiden. Ein sehr starker aber durchaus gesunder Selektionsprozess war die Folge.
Meine Mutter fand meine ständige Unerreichbarkeit zunächst höchst beunruhigend, ich genoss sie aber über alle Maßen!
Noch heute frage ich mich, wie ich mit meinen zahlreichen Freunden so problemlos Kontakt hielt und auch kurzfristige Terminabsprachen oder Änderungen kein Problem darstellte.
Ich weiß nur noch, dass ich unendlich viele Briefe geschrieben und erhalten habe, die ich auch heute noch liebvoll aufbewahre.
Meine zahlreichen Diplomarbeiten tippste ich unter Fluchen und mit von Tippex verklebten Fingern auf einer antiquierten Schreibmaschine. Wochenlang musste ich auf Kopien warten , die ich für meine Abschlussarbeit benötigte. Aber wir waren alle im geichen Boot und keiner dachte daran, dass uns nur wenige Jahre später ein leichtes Anklicken von Tasten die Welt zu Füßen legen würde.
Ein Medium, das mich so sehr zu faszinieren begann und so sehr Teil meiner Arbeits- aber auch Privatwelt geworden ist, dass ich jetzt Education Media studiere. Wohl ein Riesenschritt!

Die folgende Liste zeigt, welche online Kommunikationswege ich  selbst benutze ( privat und beruflich) :
  • Skype findet bei mir täglich im Beruf ( aber auch privat) Einsatz und ich  nutze dieses synchrone tool sowohl, um schnell per chat Dinge kurz abzuklären oder per Videokonferenz zu unterrichten. Mit Kamera ist das sogar ein wenig wie F2F und findet in meinem Kundenkreis großen Anklang, ob der flexiblen räumlichen wie zeitlichen Rahmenbedingungen.
  • Asynchrone emails kommen zum Einsatz, wenn meine Kontaktperson nicht auf skype ist  oder etwas mehr Zeit ist. Sie sind durchwegs kurzgehalten und ich verwende sie nicht, um soziale Kontakte aufrecht zu erhalten. Eigentlich verlieren sie für mich immer mehr an Bedeutung.
  • Ohne mein Handy würde ich mich in manchen Situation"nackt" und von der Umwelt abgetrennt fühlen, da es mir erlaubt überall ins Netz einzusteigen und mir die Information  zu holen, die mir anders in diesem Moment wohl versagt blieben.
  • Google Apps helfen mir bei Koordination von Teamprojekten
  • Zahlreiche andere web2.0 tools  ( blogs, wikis, voicethread, voxopop, tokbox, doodle, .....endlose Liste)
  • Facebook ist wohl mein einziger Zugang zu den sogenannten social networks und ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht demnächst den totalen Rückzug machen werde, da ich den überhandnehmenden "Seelenstriptease" zunehmend abstoßend und unwürdig finde.

Vorteile der neuen Kommunikationswege - so sie verantwortungsvoll genutzt werden- liegen wohl klar auf der Hand:

  • Ortsunabhägigkeit
  • unkomplizierte und fast unmittelbare Überwindung räumlicher Distanzen
  • Flexibilität
  • Bandbreite an Möglchkeiten
  • ständige Erreichbarkeit ( Segen oder Fluch?)
  • erlauben Kombinierbarkeit und auch Kreativität
  • unerschöpfliche Informationsquellen
  • Kostenersparnis
  • bei schriftlichen CMCs die Möglichkeit der Reflektion, Erinnerungs- sowie Protokollfunktion
  • uvm.
Als Nachteile empfinde ich manchmal die überfordernde Flut an ständig neuen "tools", die es einem kaum erlauben, wirklich Schritt zu halten. Darüberhinaus empfinde ich viele als unausgereift und etwas zu "verspielt". Da ich einen Sohn habe, der als "digital native" aufwächst , beobachte ich mit  Sorge die ständig anwachsende Anonymität, die Verkümmerung "echter" sozialer Kontakte und die Tatsache, dass wir immer mehr zu gläsernen Menschen werden. Aber es liegt wohl doch immer noch in unseren Händen, den PC nicht einzuschalten, dem Handy eine Pause zu gönnen und das F2F Gespräch zu suchen und als unersetzbar zu genießen.