27 März 2011

Medienbildung - Allgemeinbildung für ALLE?


In seinen Ausführungen zur Thematik der Medienbildung, die sich in einem kritischen Stadium zwischen zunehmender Medienverwahrlosung und einer verstärkt aufkeimenden Suche nach neuen Zielen und Chancen für medienpädagogisches Handeln im Rahmen einer neu definierten Medienkultur befindet, gibt Kübler zu bedenken , dass Medienbildung und Allgemeinbildung zukünftig untrennbar voneinander verbunden zu sehen sind.

Eine zeitgemäß adäquate Vermittlung von Bildungsinhalten kann künftig nicht mehr ohne eine tiefgreifende, in jedes Unterrichtsfach integrierte, kommunikative und anwendungsbezogene Medienbildung stattfinden. Kinder und Jugendliche haben durch allgegenwertige Medien zunehmend uneingeschränkten Zugang zu Wissen, das weit über das im Schulalltag vermittelte Wissen hinaus geht. Es wird jedoch nicht hinterfragt, wie und woher sie dieses Wissen bezogen haben und inwieweit dieses Wissen – kritisch hinterfragt und durchleuchtet – durchaus auch positiv in den Unterricht einfließen darf / kann.

Wissenserwerb in und durch die Schule scheint zunehmend ein eher belastendes, langweiliges, notweniges Übel. Wissenserwerb und die individuelle Prägung eines sozialen und kulturellen Weltbildes findet zunehmend lustbetont, gesellig, mit Leichtigkeit, aufregend abenteuerlich und ohne Versagensängste und Druck durch Medien statt. Eltern und Pädagogen sind vielfach überfordert und orientierungslos. Sie sehen sich der omnipräsenten, überbordenenden, sich ständig neu erfindenden Attraktivität und Übermächtigkeit der Medien- und Konsumwelt, von der Kinder und Jugendliche magisch, naiv und ohne jegliche Kritikbereitschaft angezogen werden, hilflos ausgesetzt und reagieren oft schlichtweg mit Resignation.

Verstärkte soziale Inkompetenz und Gewaltbereitschaft bei Jungen, die mit Vorliebe in gewaltverherrlichenden Computerspielen ihr - im realen Leben noch geringes - Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein durch Siege über fiktive “Feinde” kompensieren, sind ein alarmierendes Signal.

Darüberhinaus wirkt sich die Schnelllebigkeit und das sich ständig erneuernde Angebote an “easy, sexy, cool” Produkten, äußerst kontraproduktiv auf den Erwerb von Fähigkeiten wie Konsequenz, Konzentration, Ausdauer, Liebe und Leidenschaft für ein bestimmtes Thema aus. Von mangelnder sozialer Kompetenz, Teamfähigkeit und Kommunikationsbereitschaft ganz zu schweigen!

Die Medienallmacht als Hauptgrund für all diese Entwicklungen zu sehen, wäre jedoch zu einfach und zu wenig hintergründig. Offensichtlich decken Medien und Konsum bei Kindern und Jugendlichen (und Erwachsenen gleichermaßen!!!) einen Mangel ab. Wäre es nicht an der Zeit, sich zu fragen, wo es also im sozial kommunikativen Umfeld mangelt, dass es zu einer derartigen Medienabhängigkeit/ - dominanz kommen kann.

Wäre nicht eine gleich verteilte, verantwortungsbewusste, kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Medien, ein kritisch, positives Hinterfragen sowie Hinführen zu einer konstruktiven Medienkultur im schulischen Umfeld aber auch im Familienumfeld der zielführende Ansatz?

2 Kommentare:

  1. Liebe Michaela,

    Wissensaneignung und Bildung finden heute zu einem großen Teil über Medien statt, deshalb teile ich die Ansicht, dass Allgemeinbildung und Medienbildung eng miteinander verbunden sein und sich ergänzen sollten. Übermäßiger, unkritischer Konsum von Medien kann zu den negativen Erscheinungen führen, die Du beschreibst. Auch ich denke, dass sich dahinter eine Art Mangelerscheinung verbirgt, die nicht unbedingt von den Medien selbst verursacht ist. Unsere Welt bietet gerade Kindern und Jugendlichen vielleicht zu wenig Möglichkeit, eigene, unmittelbare Erfahrungen zu machen. Wo können Kinder beispielsweise noch unbeaufsichtigt im Freien spielen? Wo können sie Aufgaben übernehmen und eigene Verantwortung tragen, ohne dabei ständig von Erwachsenen kontrolliert zu werden? Natürliche Freiräume, in denen sich Kinder eigenständig entwickeln können, halte ich im Kontext Medienallmacht / Medienabhängigkeit für ein wichtiges Gegenmittel.

    Viele Grüße Susanne

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  2. Hallo Michaela,

    Du schreibst: "Kinder und Jugendliche haben durch allgegenwertige Medien zunehmend uneingeschränkten Zugang zu Wissen, das weit über das im Schulalltag vermittelte Wissen hinaus geht. Es wird jedoch nicht hinterfragt, wie und woher sie dieses Wissen bezogen haben und inwieweit dieses Wissen – kritisch hinterfragt und durchleuchtet – durchaus auch positiv in den Unterricht einfließen darf / kann."
    Wie würdest Du diese Lücke schließen?

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